Wir sind Talentschule

Seit Februar 2019 ist es offiziell – wir nehmen am Schulversuch Talentschulen in NRW teil. So hat unser Konzept eine Expertenjury davon überzeugt, dass das Hans-Böckler-Berufskolleg zu den 35 Talentschulen des Landes NRW gehören soll.

Mit der Wahl zur Talentschule sind wir eine der 22 Schulen des Ruhrgebiets, die mit Beginn des Schuljahres 2019/20 besonders gefördert werden. In diesem Kontext möchte das Hans-Böckler-Berufskolleg das PEP-Pro-Programm zur individuellen Förderung auf den Weg bringen. Die Abkürzung PEP steht hierbei für „Personalisierte Entwicklungspläne“. Pro steht für die besondere Akzentuierung motivationaler und kommunikativer Kompetenzen im Entwicklungsprozess der Schülerinnen und Schüler. Unser Programm soll demnach individuelle Entwicklungswege aufzeigen und dient dem Zweck, eine solide berufliche Entwicklungsperspektive für Schülerinnen und Schüler der Ausbildungsvorbereitung und der Berufsfachklassen zu ermöglichen.

Wir freuen uns sehr, die uns ab den kommenden Schuljahren zur Verfügung gestellten Mittel noch intensiver für die Förderung unserer Schülerinnen und Schüler einzusetzen und so einen Beitrag zur Stärkung der Stadt Marl und der Region leisten zu können.

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Interview zur Talentschule mit dem Schulleiter Wolfgang Großer

„Chance für viele Schüler“

1. Was bringt Ihnen der Titel Talentschule?
Für Berufskollegs ist der Schulversuch eine große Chance, sich weiterzuentwickeln. Wir haben viele Schüler, die in ihrer Bildungsbiografie mehr oder minder gescheitert sind und für die das Berufskolleg oft die letzte Chance ist, sich auf den Weg zu machen. Da bietet der Schulversuch Möglichkeiten, sie zu fördern.

2. Welche Pläne können Sie nun verwirklichen?
Wir werden die Sprachförderung ausbauen und die Berufserkundung stärken. Wir wollen die Schüler auch stärker individuell beraten, mit ihnen Lern- und Entwicklungspläne erarbeiten und sie mit Beratern dort abholen, wo sie stehen. Wir wollen die digitalen Möglichkeiten besser ausschöpfen und mehr Praktika anbieten.

3. Bekommen Sie zusätzliche Kräfte?
Wir bekommen sieben zusätzliche Stellen, sechs sind bereits besetzt. Dadurch können wir auch in der Unterrichtsgestaltung neue Wege gehen. Wir wollen die Schüler motivieren, denn viele Jugendliche sind schulmüde. Es ist gut, dass der Schulversuch den Schulen die Freiheit gibt, eigene Ideen zu entwickeln und zu erproben. Zwar werden einige Schulen jetzt hervorgehoben, doch davon werden später auch andere Berufskollegs profitieren. Unser ganzes Kollegium ist mit großem Engagement dabei. CHO

Schlummernde Talente wecken - Startschuss für 60 „Talentschulen“: Das ehrgeizige Projekt der Landesregierung soll mit Extra-Geld und zusätzlichem Personal benachteiligten Kindern bessere Bildungschancen eröffnen

Essen Kritik und Gegenwind ist sie gewohnt. Doch in Essen schlug Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) ungebrochene Zustimmung entgegen. Mehr als 300 Schulleiter, Lehrer und Bildungsexperten begrüßten sie mit Applaus bei der feierlichen Auftaktveranstaltung zum Schulversuch Talentschule in NRW.
Spürbare Aufbruchstimmung herrschte unter den Vertretern der 60 ausgewählten Schulen. 35 Talentschulen arbeiten bereits seit diesem Schuljahr mit neuen Förderkonzepten und mehr Lehrern. Ab dem kommenden Schuljahr kommen 25 weitere hinzu. „Danke, dass Sie mit uns die Bildungsgerechtigkeit in NRW verbessern wollen“, rief Gebauer ihnen zu. Die Befürworter des sechsjährigen Schulversuchs waren gestern unter sich und begrüßten einhellig das ehrgeizige Projekt, das ihre Schule in Zukunft besserstellen wird als andere.

Der Schulversuch
Schulen aller Schulformen, außer Grundschulen, konnten sich bewerben. In der ersten Runde wurden von einer Fachjury unter Leitung des Erziehungswissenschaftlers Ewald Terhart aus knapp 150 Bewerbungen 35 Schulen ausgewählt. In der zweiten Runde kürte die Jury weitere 25 Schulen. An den insgesamt 60 Schulen in sozialen Brennpunkten soll erprobt werden, ob die Leistungen von Schülern durch besondere Unterrichtskonzepte, mehr Personal und Hilfen bei der Schulentwicklung gesteigert werden können. Anschließend sollen davon weitere Schulen profitieren. „Es geht nicht nur um die 60 Talentschulen“, betonte Gebauer, „sondern um die Erprobung von Maßnahmen, die allen Kindern in NRW zugute kommen sollen.“ Deshalb wird das Vorhaben von einem Expertenteam unter Leitung der Essener Bildungswissenschaftlerin Isabell van Ackeren betreut und ausgewertet.

Die Ziele
Seit Jahren wird dem deutschen Schulsystem bescheinigt, dass es benachteiligte Kinder unzureichend fördert. Nach Angaben des NRW-Zentrums für Talentförderung leben vor allem im Ruhrgebiet viele Kinder in Familien, die Sozialhilfe beziehen. In Gelsenkirchen seien es knapp 40 Prozent der unter 18-Jährigen, in Essen und Dortmund je gut 30 Prozent. Marcus Kottmann, Leiter des Zentrums, sagte: „Daher ist es sinnvoll, dass viele der ausgewählten Talentschulen in Vierteln liegen, wo es sehr viele benachteiligte Jugendliche gibt.“ Ziel der Landesregierung ist es, soziale Nachteile im Bildungsbereich zu überwinden. „Wir wollen Kindern gerechtere Bildungschancen eröffnen, unabhängig von ihrem Elternhaus und dem Stadteil, in dem sie leben“, so Gebauer.

Die Konzepte
Die Talentschulen sollen zur besseren Förderung ihrer Schüler besondere pädagogische Konzepte umsetzen. Im Mittelpunkt steht dabei der Aufbau einer zusätzliche „Fördersäule“. An den allgemeinbildenden Schulen soll die sprachliche Förderung im Fachunterricht vertieft werden. An den Berufskollegs wird die Berufsfelderkundung verstärkt.

Die Förderung
Das Land stellt mehr als 400 zusätzliche Lehrerstellen bereit, 100 an berufsbildenden Schulen, 315 an allgemeinbildenden. Für diese bedeutet das einen Zuschlag von 20 Prozent auf den Grundstellenbedarf. Zusätzlich erhalten die Schulen 2500 Euro für Fortbildungen. Damit sollen sie Beratungsangebote sowie Förderschwerpunkte etwa im mathematisch-naturwissenschaftlichen oder kulturellen Bereich ausbauen.

Die Kritik
Manche Schulleiter boykottierten im Vorfeld den Schulversuch. Es sei unverständlich, Schulen in einen Wettbewerb um Personal und Geld zu zwingen, das selbstverständlich sein müsste. Grüne und SPD halten die Talentschulen für einen „bildungspolitischen Irrweg“. Maike Finnern, GEW-Vorsitzende in NRW, sagte dieser Redaktion: „Wir wünschen den ausgewählten Schulen viel Erfolg.“ Ein paar „Leuchttürme“ würden die Chancenungleichheit jedoch nicht beseitigen. „Wir wissen, dass 800 bis 1000 Schulen unter besonders schweren Bedingungen arbeiten. Sie alle brauchen mehr Ressourcen und Unterstützung.“ Von Christopher Onkelbach